Blitz schickt seinen Sohn by Farley Walter

Blitz schickt seinen Sohn by Farley Walter

Autor:Farley, Walter [Farley, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


ZWÖLFTES KAPITEL

Ein Kampf auf Leben und Tod

Mit schleppenden Füßen ging der alte Trainer einige Zeit später in sein Haus hinüber. Noch zwei Tage brauchte er, ehe er die Erkenntnis, die er gewonnen hatte, in die Tat umsetzte; daß es an ihm war, dem alten Pferdekenner, trotz Alecs unbegrenzter Liebe für das Pferd oder vielmehr gerade wegen dieser Liebe, Vulkans ungebändigte Wildheit mit Gewalt zu brechen. So jedenfalls ging es nicht weiter; sonst wurde der Junge doch noch zum Krüppel oder fand eines Tages den Tod. Es würde allerdings eine schwere Sache sein, ein für allemal die Heimtücke aus Vulkans schwarzem Herzen zu vertreiben, ihm beizubringen, daß er sich dem Willen des Menschen zu fügen hatte. Und es mußte unbedingt geschehen, bevor Alec auf stand und wieder umherging!

Sehr früh am Morgen verließ Henry an diesem Tag sein Haus. Das Gras war noch naß vom Tau, der Himmel verhangen. Er ging zum Stall, das Gesicht gespannt, die Brauen gerunzelt. Dicht vor der Tür blieb er stehen, öffnete seine geballten Fäuste und betrachtete seine vor Erregung feuchten Handflächen. Es war kühl; trotzdem brach ihm der Schweiß aus, und das quälte ihn, genau wie das beklemmende Gefühl in seiner Brust, das seinen Atem kurz und keuchend machte. Wohl eine volle Minute stand er so und sagte zu sich selbst, daß er fähig war, auszuführen, was er sich vorgenommen hatte, obwohl er alt und nicht in der besten körperlichen Verfassung war. »Ich muß es tun! Ich muß es für Alec tun!« sagte er zu sich selbst. »Es ist meine Pflicht. Ich muß verhüten, daß dieses Pferd ihn tötet.« Henrys Hand lag auf der Stalltürklinke, als er rhythmischen Hufklang hörte und gleich darauf Vulkan aus seiner Box aufs Feld hinausgaloppieren sah. Finsteren Gesichts sah er ihm nach. Er hatte gehofft, ihn im Stall fassen zu können; es würde alles leichter gemacht haben. Jetzt mußte er ihn erst wieder hineintreiben.

Er entschloß sich, erst den Sattel und alles andere zurechtzulegen, ging in den Stall und nach hinten in die Geschirrkammer, ohne dieses Mal Napoleons sanftes bewillkommnendes Wiehern zu beachten. Er nahm einen schweren Rindledersattel vom Haken und trug ihn, über sein Gewicht seufzend, aus der Geschirrkammer zu Vulkans Box. Dann ging er wieder zurück, öffnete eine große hölzerne Truhe, kramte darin herum und fand endlich eine Reitpeitsche aus hartem Leder. Er klemmte sie unter den Arm und wollte den Truhendeckel schon wieder schließen, als sein Blick auf zwei zusammengerollte Lassos fiel. Nachdenklich ergriff er sie, wickelte einen nach dem andern auf und legte sie wieder zusammen. Es war lange her, seit er einen Lasso gebraucht hatte; aber in seinen jungen Jahren hatte er schnell und sicher damit umgehen können. Ein Lasso würde ihm heute vielleicht von Nutzen sein, falls er Schwierigkeiten hatte, Vulkan vom Auslauf in die Box zu treiben. Er warf die aufgerollten Lassos über seine Schulter. Dann verließ er den Stall, um Vulkan einzufangen. Bevor er das Feld betrat, schloß sich seine Faust fest um die harte Reitpeitsche — heute würde er sie gebrauchen, wenn es Vulkan darauf ankommen ließ.



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